Ein „guter Mensch“ zu sein, reicht nicht: Warum die Ethik den Islam braucht

In diesem Aufsatz wird gezeigt, dass…

Einleitung

Es ist falsch, Lügen zu erzählen, Tiere zu quälen und unschuldige Menschen zu töten oder zu verletzen. Es ist gut, freundlich und großzügig, dankbar, mutig, geduldig, gerecht und weise zu sein. Diese Grundsätze werden als Ethik bzw. Moral und im Qur’an und in den prophetischen Lehren als khuluq (Singular) oder akhlāq (Plural) bezeichnet.

Alle menschlichen Kulturen kennen gute Eigenschaften und Tugenden in irgendeiner elementaren Form. Doch sowohl in Situationen im echten Leben als auch bei näherem Nachdenken sind sich die Menschen uneins darüber, was gut ist. Manche geben der Barmherzigkeit Vorrang vor der Gerechtigkeit oder umgekehrt. Manche predigen Vergebung und Pazifismus gegenüber allen, auch (oder gerade) gegenüber den Mächtigen. Andere kämpfen für Gleichberechtigung, auch wenn sie die Freiheit einschränkt, oder andersherum. Andere ziehen die Entscheidungsfreiheit dem Leben vor. Wieder andere schwören auf das Prinzip der Maximierung des messbaren Glücks. Und wieder andere glauben nur an sofortige Befriedigung in einer unbeständigen Welt. Anstatt uns mit einem stabilen Bauwerk ethischer Gebote auszustatten, schmilzt der gemeinsame menschliche ethische Impuls in der Hitze der scheinbar endlosen menschlichen Vielfalt und Uneinigkeit. Erschwerend kommt hinzu, dass die Welt kein Museum oder Seminarraum für Diskussionen ist, sondern ein Schlachtfeld zwischen Gut und Böse, und die Verfechter des Bösen versuchen – angetrieben von Gier, Stolz und Selbstverehrung – ständig, andere zu bekehren, zu beherrschen und zu täuschen, und verderben so unsere Wünsche [Lüste/Begierden], unsere Wahrnehmung und sogar unsere Sprache, indem sie das Böse als gut und das Gute als böse bezeichnen. Um gut zu sein, müssen wir also nicht nur eine intellektuelle Entscheidung treffen, sondern uns für das Wahre und Gute einsetzen und dafür kämpfen.

Moderne Herausforderungen: Erkenntnistheoretischer und wirtschaftlicher Imperialismus und Klimawandel

Es wird in einer säkularen Welt immer wieder diese Frage gestellt: Können wir ohne Religion ethisch [moralisch] sein? Umfragen zeigen, dass die Antwort auf diese Frage davon abhängt, wer gefragt wird: Für die Mehrheit der Menschheit, die sowohl arm als auch religiös ist, lautet die Antwort überwiegend nein; für die reiche, säkularisierte Minderheit oder diejenigen, die von aggressiven säkularen Regimen einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, lautet die Antwort normalerweise ja.1 Auch der ethische Stil der Menschen ist unterschiedlich. Wohlhabendere Menschen im globalen Norden sind besser in dem, was wir als „Unternehmensmoral“ [auch: Geschäftsethik] bezeichnen können: zwischenmenschliche Fähigkeiten, die für das Funktionieren in von Menschen geschaffenen Organisationen notwendig sind, wie Pünktlichkeit, Wahrheitstreue und Transparenz (in Übereinstimmung mit den Erfordernissen einer Führungsgesellschaft), genauso wie traditionelle Menschen besser in familiären und gemeinschaftlichen Tugenden wie Altruismus, Ehrerbietung gegenüber elterlichen und familiären Bindungen und Großzügigkeit sind. Darüber hinaus haben Menschen, die in Regionen leben, die durch Kolonialismus und gescheiterte politische und wirtschaftliche Ordnungen verwüstet wurden, aufgrund von geringem Vertrauen, Zynismus und Überlebensnotwendigkeit wahrscheinlich ein schwächeres ethisches Verhalten. Solche Umfragen über Ethik verbergen jedoch entscheidende, strukturelle Wahrheiten. Erstens haben die säkularen Herrscher der Welt das, was als gut gilt, verändert und verändern es auch weiterhin, und die Wahrnehmung der Massen wird oft durch Propaganda geprägt. Noch vor einem Jahrhundert hätte beispielsweise der Dienst an den Eltern überall auf der Welt – von Europa über die islamische Welt bis hin zu China und Indien – als eine der wichtigsten ethischen Tugenden gegolten. Heute haben säkulare, liberale Gesellschaften diese Tugend fallen gelassen, wenn nicht sogar in ein Laster verwandelt. Auch die Gier galt in allen Kulturen und in der Geschichte immer als das größte Übel und ihre spezielle Form, der Wucher oder Zins, als das meistgehasste Verbrechen, bis der moderne Kapitalismus begann, sie als Tugend und Notwendigkeit zu betrachten.2 Dies weist auf ein tieferes Problem hin als wirtschaftliche Ausbeutung und zunehmende Ungleichheit: Es ist unser Gefühl für richtig und falsch, das von der Elite massiv manipuliert wird. Ich bezeichne dies als epistemischen3 Imperialismus – die Kolonialisierung von Wissensproduktion, Bedeutung und Werten durch bestimmte globale Schlüsselinstitutionen. Seit dem Aufstieg des Globalismus in den 1980er Jahren sind diese Institutionen nicht mehr nur „westlich“, sondern haben sich auch auf die ultra-reiche „globale“ Elite im globalen Süden ausgeweitet, die sich gegen die Mehrheit der Menschen auf der ganzen Welt verbündet.

Debatten über Ethik und Ideologien neigen ins Endlose. Gibt es vielleicht einen wissenschaftlichen, empirischen Weg, das Verhalten der erfolgreichen Herrscher der Welt, des modernen, säkularen, demokratischen und wohlhabenden globalen Nordens, zu beurteilen? Müssen wir einfach auf das Jenseits warten, wenn es schon zu spät ist, etwas zu verändern, um zu sehen, wer Recht hatte? Der Glaube ist Teil der Prüfung, also in gewisser Weise ja, aber Gott schickt gnädigerweise Zeichen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass das größte Zeichen für den moralischen Bankrott des modernen säkularen Lebensstils von der modernen empirischen Wissenschaft selbst geliefert wird: der Klimawandel. Nimm dieses Beispiel: Es gibt viele Erziehungsstile – traditionell und modern, autoritär, lasch, autoritativ4, bindungsorientiert oder diszipliniert. Aber stell dir vor, die Eltern verkaufen und verbrauchen das einzige Haus, in dem ihre Kinder leben könnten, jeden Ziegelstein und jedes Möbelstück, absichtlich und aus rücksichtsloser Gier, und lassen ihre kleinen Kinder auf der Straße hungern, betteln und frieren, während sie alles unersättlich verbrauchen. Alle Parteien sind sich einig, dass dies ein wirklich abscheulicher Erziehungsstil ist. Der moderne, säkulare, kapitalistische Lebensstil, so sagt uns die Wissenschaft, ist genau diese Art von Eltern für die Welt gewesen. Eine endlose Flut von wissenschaftlichen Abhandlungen, Büchern und Dokumentarfilmen liefert Beweise für den kommenden ökologischen Kollaps. Als Universitätsprofessor, der gelegentlich Umweltethik unterrichtet, beginne ich diese Reihe mit drei Fakten, die helfen, das große Ganze zu sehen:

  1. Seit der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert hat der Mensch innerhalb von 200 Jahren fast alle fossilen Brennstoffe verbraucht, für die die natürlichen Prozesse 200 Millionen Jahre gebraucht haben, um sie in der Erde abzulagern. Die Anzeichen für atmosphärischen Kohlenstoff, die Abholzung der Wälder und das Artensterben haben in diesem Zeitraum eine unhaltbare „Hockeyschläger“-Form5 angenommen;6
  2. Nach einer vorsichtigen Schätzung verbrauchen fast 5% der Weltbevölkerung 35% der Weltressourcen.7 Das bedeutet, dass 80% der Menschen auf der Erde einen anderen Planeten bräuchten, wenn wir alle so leben würden wie die modernen Westler. Die säkulare Moderne ist also der Weg zur massiven Ausrottung ganzer Völker, Regionen und Kulturen;
  3. und nein, der Hauptverursacher ist nicht das Bevölkerungswachstum, sondern der Lebensstil. Um das zu verstehen, musst du wissen, dass sich seit 1890 die Weltbevölkerung innerhalb eines Jahrhunderts vervierfacht, aber der Wasserverbrauch verneunfacht, die Weltwirtschaft vervierzehnfacht und der Energieverbrauch versechzehnfacht hat.8

All das soll heißen, dass die säkulare Moderne – denk daran, dass das 19. Jahrhundert genau die Zeit war, in der die westliche Bevölkerung begann, moderne Werte zu übernehmen – den Planeten Erde getötet hat. Während die armen Massen der Welt, einschließlich der Mehrheit der Muslime, unter Druck gesetzt werden, sich zu modernisieren und zu säkularisieren, weisen führende Wissenschaftler und Gelehrte mit so vielen Worten darauf hin, dass die traditionelle, gemeinschaftliche und altruistische Ethik, die sie zurücklassen, für das Überleben der Menschheit notwendig ist.

Und das ist nur die Geschichte über den materiellen Verlust dieser Erde: Wir haben das tiefere Problem des Glaubensverlusts an Gott, die spirituellen und psychologischen Krisen, den eigentlichen Sinn des Lebens und des Guten noch gar nicht angesprochen. Wie Allah, der Erhabene, im Qur’an versprochen hat, ist beides miteinander verbunden: „Wer sich aber von Meiner Ermahnung abwendet, der wird ein beengtes Leben führen, und Wir werden ihn am Tag der Auferstehung blind (zu den anderen) versammeln.“ (20:124).

Ethische Fragen

Wenn wir die Ansprüche des modernen Fortschritts und den epistemischen Imperialismus der säkularen Welt entkräften, können wir die Dringlichkeit der islamischen Ethik erkennen. Man muss kein gläubiger Muslim sein, um die Notwendigkeit einer Alternative zur Dunkelheit der heutigen hegemonialen Modelle zu erkennen. Wie können wir bestimmen, was richtig und was falsch ist? Sind ethische Normen wie „einen Unschuldigen zu töten ist schlecht“ und „jemandem in Not zu helfen ist gut“ einfach nur konventionelle Normen, die unser Leben erleichtern (und daher keine objektive Grundlage haben), oder beruhen sie auf der Natur [dem Wesen] der Dinge selbst (so dass sie allein durch die Vernunft erkannt werden können), oder wurden sie von Gott willkürlich zugewiesen und offenbart (und sind daher nur durch die Offenbarung bekannt)? Diese Fragen werden als metaethische Fragen bezeichnet. Wie wir noch sehen werden, haben muslimische Gelehrte über diese Fragen debattiert und Varianten jeder dieser Antworten übernommen, aber immer mit dem Schwerpunkt auf der göttlichen Offenbarung.

Außerdem stellt sich die Frage, wie die Ethik in einem System von Prioritäten organisiert ist. Welche der vielen erwünschten Verhaltensweisen und Tugenden sind wichtiger als andere, und was tun wir, wenn sie miteinander in Konflikt geraten? Hier sind sich alle Muslime einig, dass Gott das Recht hat, dieses System im Gesetz, der Scharia, festzulegen.

Flexibler und vielfältiger sind die Antworten auf die Fragen der ethischen Pädagogik, was Muslime tarbiyya nennen. Was ist der richtige Weg, um die gewünschten Tugenden zu erwerben oder zu lehren: Liebe oder Angst? Erziehung durch bedingungslos liebende Eltern oder harte Disziplin durch diskriminierende Aufseher? Philosophische Überlegungen der Weisen oder Ratschläge der erfolgreichsten und mächtigsten Menschen? Die Hitze des Gefechts oder die Stille der Bibliothek?

Am wichtigsten ist jedoch die Frage nach dem Sinn und Zweck bzw. der Teleologie. Was ist das Endziel des Lebens und damit individuellen Verhaltens und gesellschaftlichen Lebens? Geht es darum, das Vergnügen [die Lust/Freude] und die Freiheit des Einzelnen zu maximieren, die Macht der Gruppe um der Herrschaft willen zu stärken oder Gott zu gefallen? Unabhängig von der Antwort auf die große Frage sind diejenigen, die über das Wesen des Guten nachdenken und es suchen, wahrscheinlich bessere Menschen und erreichen eher, was wahr und gut ist. Indem sie uns zu besseren, schöneren Menschen macht, hat die ethische Überlegung die Kraft, sogar die Propaganda, das Sektierertum und die Vorurteile unserer Geburtskulturen zu durchbrechen. Diejenigen, die tiefgründige ethische Überlegungen anstellten, waren die ersten, die zum Islam kamen und sind die besten Muslime geblieben.

Diese einführende Abhandlung über islamische Ethik ist eine Antwort auf die oben genannten Fragen in drei Teilen. Zunächst stelle ich die zentrale prophetische Aussage vor, die die Grundlage für den Ansatz dieser Reihe bildet. Als Nächstes zeige ich, wie philosophische Überlegungen über Ethik oft zu ihrer Quelle, Gott dem Allmächtigen, aber auch zu den Grenzen der Rationalität und der Notwendigkeit göttlicher Rechtleitung geführt haben. Schließlich zeige ich, dass der Islam nicht nur mit der Vernunft in Einklang steht, sondern auch von uns verlangt, ein rationales Verständnis von gutem Verhalten als Teil seiner ganzheitlichen Rechtleitung zu entwickeln.

So fasste der gesegnete Gesandte Allahs ﷺ seine gesamte Mission zusammen, wie von Abū Hureira überliefert wurde:

Ich bin nur gesandt worden, um edle Charakterzüge zu vervollkommnen.

Der Hadith innamā buʿithtu li-utammim makārim al-akhlāq (einige Versionen ersetzen makārim mit ḥusn und andere mit ṣālih, ohne die Bedeutung zu verändern) wird von Imam Mālik in seinem Muwaṭṭa‘ (Kitāb Ḥusn al-Khuluq) ohne isnād, von Imam Aḥmad b. Hanbal in Musnad (Nr. 8952, hrsg. Shuʿayb al-Arna’ūṭ), von al-Bucharī in al-Adab al-Mufrad (Nr. 207) berichtet und wurde von zahlreichen Gelehrten wie al-Albānī, Ibn ʿAbd al-Barr und anderen als ṣaḥīḥ eingestuft.

Der Gesandte Allahs ﷺ bekräftigt in dieser bemerkenswerten Aussage, dass die Menschen bereits edle Eigenschaften erkennen und besitzen; die Offenbarung ist nur gekommen, um diese Eigenschaften zu vervollständigen und zu perfektionieren. Die alleinige Partikel „innamā“ kann auf zwei Arten interpretiert werden, und beide sind richtig:

  1. „Ich bin nicht gekommen, um den guten Charakter zu erfinden, sondern ihn nur zu vervollkommnen.“
  2. „Ich bin zu keinem anderen Zweck gekommen, als edle Charaktereigenschaften zu vervollständigen.“

Die erste besagt, dass die Menschen oft schon vor dem Zugang zur direkten Offenbarung im Besitz von Wissen und Wertschätzung guten Charakters sind, manche mehr als andere. Dies wird durch zahlreiche andere offenbarte Texte sowie durch rationale Beweise und empirische Beobachtungen bestätigt. Diese Bedeutung wird auch durch einen Bericht bestätigt, in dem der Prophet ﷺ bei der Begegnung mit al-Ashajj vom Stamm der ʿAbd al-Qays, der gekommen war, um den Islam anzunehmen, bemerkt: „Du hast zwei Eigenschaften, die Gott liebt, nämlich Nachsicht (ḥilm) und Sanftmut (anāt).“ Der offensichtlich intelligente Mann fragte: „O Gesandter Gottes, sind das Eigenschaften, die ich praktiziere, oder hat Gott sie zu meiner Natur gemacht?“ Der Gesandte sagte: „Vielmehr ist es Gott, der sie dir von Natur aus gegeben hat.“ Al-Ashajj rief dankbar aus: „Gepriesen sei Gott, der mir Eigenschaften verliehen hat, die Allah und Sein Gesandter lieben!“9 In dieser Überlieferung wird weiter erklärt, dass bestimmte Eigenschaften einigen von Gott mehr gegeben sind als anderen, während andere durch Erziehung und Übung erworben werden können. In einem anderen Hadith heißt es: „Die Menschen sind wie Metallerze, die besten von ihnen in vorislamischer Zeit sind die besten von ihnen im Islam, solange sie Verstand erwerben.“10 Ibn Ḥajar weist in seiner Erklärung auf drei Dimensionen dieses Hadith hin: den edlen Charakter, der die von Gott gewährte stabile Natur ist (daher der Verweis auf das Metallerz), die Annahme des Islam, auf der der endgültige Erfolg beruht, und das Bemühen, Wissen über die Religion zu erlangen. Die Besten unter den Menschen sind diejenigen, die alle drei besitzen, aber wenn jemand den Islam ablehnt, werden alle anderen Gaben hinfällig. Mit dem Glauben erstrahlen alle natürlichen Gaben noch mehr, wenn man sich bemüht, Wissen und Verständnis der Offenbarung zu erwerben.11 Nichts nützt denen, die den Glauben ablehnen, egal wie gut ihr Charakter und wie wohltätig ihre Werke sonst sind: „(Dies ist) das Gleichnis derjenigen, die ihren Herrn verleugnen: Ihre Werke sind wie Asche, auf die der Wind an einem stürmischen Tag heftig bläst. Sie haben keine Macht über etwas von dem, was sie erworben haben. Das ist wirklich der tiefe Irrtum.“ (14:18).

Auch die zweite Bedeutung ist richtig, denn das oberste Ziel der Mission des Propheten, die Anbetung des wahren Schöpfers und Wohltäters, ist auch die größte Tugend, denn sie ist ein Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer und der Anerkennung der Wahrheit, und es gibt kein größeres Unrecht, als Gottes Zeichen abzulehnen (6:21, 32:22). Sein ﷺ Auftrag war also nichts anderes als die Vervollkommnung aller Tugenden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Islam moralische Eigenschaften auf drei Arten vervollkommnet:

  1. indem er diesen Tugenden den richtigen Sinn und Zweck bzw. die richtige Teleologie gibt: Allah, der Höchste;
  2. indem er für eine höhere und andauernde Motivation sorgt; und
  3. indem er durch das offenbarte Gesetz, die Scharia, die richtige Bedeutung und das richtige Gleichgewicht zwischen konkurrierenden Werten schafft.

Philosophie und ihre Grenzen

„Das unerforschte Leben ist nicht lebenswert“, sagte Sokrates, den viele für den ersten ethischen Philosophen halten. Das gute Leben ist ein Leben, das damit verbracht wird, das moralisch Gute zu kennen, zu lieben und anzustreben. Philosophisch gesehen bedingen sich die universelle Ethik (d. h. die Vorstellung, dass alle Menschen gewisse Rechte haben) und der Monotheismus (der Glaube, dass es für alle Menschen einen einzigen höchsten Gott gibt) gegenseitig stark. Nimm die Aussage, dass „ein unerforschte Leben nicht lebenswert ist.“ Sie ist selbst nur eine Behauptung: Ist das Leben für Farne, Kakerlaken oder Schmetterlinge nicht lebenswert? Was diese Frage nach dem Wesen und Sinn des Lebens möglich und notwendig macht, ist unsere Fähigkeit zu reflektieren, zu bewerten und zu beurteilen. Aber woher kommt diese Fähigkeit? Woher kommt das Leben selbst? Sokrates war nicht allein – ein Großteil menschlichen Philosophierens über Zeit und Raum hinweg verweist auf die menschliche Suche nach den Antworten auf diese Fragen. Aber Sokrates und seinesgleichen konnten trotz ihrer Genialität nicht über ihren Gedanken an einen Gott hinausgehen, weder zur Anbetung des einen wahren Gottes noch zu einer ausgewogenen, praktikablen Ethik. Erinnere dich, dass es Sokrates war, der in Platons berühmter Republik vorschlug, dass alle von einem allwissenden Philosophen regiert werden sollten, dass Frauen und Kinder Gemeinschaftseigentum und nicht Individuen innerhalb ihrer Familien sein sollen, dass Kinder bei der Geburt von ihren Eltern getrennt und ihren natürlichen Fähigkeiten entsprechend untergebracht werden sollten, damit sie keine unverdiente Liebe erhalten, und so weiter, womit er praktisch einen Plan für die rassistischste und liebloseste Gesellschaft vorschlug, die man sich nur vorstellen kann.12 Wie konnte der Mann, der als der erste und größte Philosoph der Ethik bekannt ist, zu einer Schlussfolgerung kommen, die nach allem, was man hört, am bedauerlichsten und unethischsten erscheint? Weil man dem menschlichen Verstand, selbst wenn er sein Bestes gibt, nicht zutrauen kann, Gott zu spielen – nur Gott ist über blinde Flecken und Fehler erhaben. Tatsächlich wissen die Menschen intuitiv um ihre Unvollkommenheit und haben einen unstillbaren Durst nach dem, was unendlich gut und perfekt ist. Wir alle erstreben Gott, auch wenn wir es nicht wissen.

Ein typisches Buch über die Geschichte der Ethik lehrt dich, dass die philosophische Disziplin der Ethik im antiken Griechenland entstand, um genau die Fragen zu klären, die wir oben aufgeführt haben. Aber das ist lediglich eine säkulare, eurozentrische Erzählung: Die Menschheit hat nie ohne göttliche Rechtleitung und damit ohne Ethik existiert. Allah schuf den ersten Menschen mit der Fähigkeit, Recht von Unrecht zu unterscheiden, und dem Gebot, der göttlichen Rechtleitung zu folgen, wenn sie durch göttliche Gesandten geschickt wird. Der Allmächtige wandte sich mit folgenden Worten an unseren Vater Adam: „Wenn nun von Mir Rechtleitung zu euch kommt, dann soll über diejenigen, die Meiner Rechtleitung folgen, keine Furcht kommen, noch sollen sie traurig sein.“ (2:38). Die göttliche Rechtleitung, so lernen wir, wurde nicht zufällig oder nachträglich geschickt, als das menschliche Experiment schief lief, sondern war von Anfang an Teil des göttlichen Plans. Daher haben die Menschen nie ohne göttliche Führung gelebt. Es gibt jedoch zwei Arten von Menschen: diejenigen, die gesegnet sind wie die Umma des letzten Propheten ﷺ, die einen klaren Zugang zur Rechtleitung in unveränderter Form haben, und diejenigen, für die die Rechtleitung nur in verfälschter und unvollständiger Form in Vergessenheit geraten war.

Der Dreh- und Angelpunkt dieser Rechtleitung war immer, die Wahrheit des einen Gottes zu erkennen, Ihn allein anzubeten und gut zueinander zu sein. Logischerweise hätte der Allmächtige Seine Religion darauf beschränken können, Ihn allein anzubeten, aber aus Seiner vollkommenen Barmherzigkeit und Weisheit heraus hat Er die Güte gegenüber der Schöpfung zu einem Teil des Glaubens an Ihn gemacht, die Güte gegenüber anderen und der gesamten Schöpfung in unsere Natur gelegt und sie durch Seine offenbarte Rechtleitung verstärkt. Aber Menschen sind vergesslich, sowohl als Individuen als auch als Gemeinschaften. Die Geschichte der Menschheit ist voll von Zyklen menschlicher Vergesslichkeit und göttlicher Ermahnung. Im Laufe der Zeit wurde diese Rechtleitung immer schwächer, ging verloren oder wurde so verfälscht, dass die Menschen in Polytheismus und gegenseitige Unterdrückung zurückfielen.

Wir müssen daher die eurozentrische Fiktion zurückweisen, dass die griechischen Philosophen des 6. bis 4. Jahrhunderts v. Chr. die ethische Überlegung erfanden, denn es ist möglich, dass die heidnischen griechischen Philosophen oder diejenigen, die sie beeinflussten, genauso wie die heidnischen Araber Zugang zu einigen Überbleibseln der Offenbarung hatten. Genauso wie es im heidnischen Arabien vor dem Islam ḥanīfs gab, also Monotheisten, die nach göttlicher Rechtleitung suchten, stufen manche wohlwollende Interpreten Sokrates, Platon und Aristoteles als eine Art Monotheisten ein.13 Historische Belege deuten darauf hin, dass diese Philosophen, ohne die Polylatrie (Anbetung vieler Götter) in der Praxis zu verurteilen, auf der Suche nach Wahrheit zum konzeptionellen Monotheismus gelangten.14 Auch die hinduistischen Philosophen der Upanishaden blieben zwar polylatrisch [polytheistisch], strebten aber einen konzeptionellen Monotheismus an, so wie die vorislamischen Araber Allah die ultimative Macht zusprachen und gleichzeitig den Götzendienst rechtfertigten.15 Das bedeutet, dass die Menschen entweder durch Überbleibsel göttlicher Rechtleitung oder durch ihr eigenes „jungfräuliches“ [unberührtes] Denken auf natürliche Weise dazu kommen, an eine äußerste Wirklichkeit zu glauben, aber ohne göttliche Offenbarung oft nicht über diesen Punkt hinauskommen und in endlose Meinungsverschiedenheiten und Verwirrung verfallen. Wir brauchen die Offenbarung, um die Eigenschaften des einen wahren Gottes sowie die richtige Art zu leben, die Gott gefällt, zu erkennen.

Um es noch einmal zu wiederholen: Auch wenn die menschliche Vernunft die Wahrheit des göttlichen Monotheismus und der ethischen Wahrheiten entdecken kann, ist es wahrscheinlich, dass sie sich irrt. Mit anderen Worten: Sie ist eher in der Lage, die Wahrheit zu erkennen, wenn sie ihr vorgelegt wird, als sie ganz genau [bzw. sofort] zu wissen. Imām Ibn Taymiyya macht diesen Punkt deutlich, indem er sich auf die Sure al-Mulk beruft, in der von den klagenden Ungläubigen die Rede ist, die im Jenseits erklären werden: „Und sie werden sagen: ‚Hätten wir nur [auf Propheten] gehört und begriffen, wären wir (nun) nicht unter den Insassen der Feuerglut.‘“ (67:10).16 Aber wenn die Menschen es ohnehin schon oft versäumen, ihren Schöpfer anzuerkennen und Ihm zu danken, wie viel wahrscheinlicher ist es dann, dass sie die Rechte Seiner Schöpfung vernachlässigen?

Unsere heutige empirische Erfahrung bestätigt diese beiden Beobachtungen: die Existenz eines natürlichen ethischen Sinns (fiṭra) und seine Schwäche. Selbst in unserem übersäkularisierten, künstlich technisierten, naturfernen und unreflektierten Leben können die Menschen nicht einfach vermeiden, diese „großen“ Fragen zu stellen.17 Menschenleben ist ohne die Auseinandersetzung mit diesen Fragen nicht möglich und wir haben die Wahl, auf die Wahrheit einzugehen [zu erwidern], sie zu vernachlässigen oder sie zu leugnen. Dies ist die grundlegende moralische Entscheidung, von der alles andere abhängt. Wir sehen aber auch, dass die menschliche Vernunft, wenn sie sich nicht von der göttlichen Offenbarung, sondern von der selbstsüchtigen Elite leiten lässt, entweder in endlose Meinungsverschiedenheiten und Zynismus, in Absurditäten wie den Atheismus oder in obskure [zweifelhafte] Kulte, die die wahre Religion imitieren, ausartet. Entgegen dem geballten Urteil aller bekannten menschlichen Gesellschaften, einschließlich der meisten Menschen, die sich heute für eine theistische Ethik aussprechen, bringt eine winzige hegemoniale globale Elite eine agnostische oder atheistische Philosophie und Kultur hervor, die die Wahrheit Gottes ablehnt und dennoch bereit ist, an die fantastischsten Geschichten zu glauben; wie die Figuren in Alice im Wunderland üben sie, noch vor dem Frühstück sechs unmögliche Dinge zu glauben18.

Ohne göttliches Gesetz ist die Grenze zwischen Gut und Böse nicht philosophisch anfechtbar. Bis vor kurzem galt homosexuelles Verhalten in allen Kulturen als die größte Unmoral, aber jetzt hat die globale Elite das Gegenteil beschlossen.19 Manche rechtfertigen sogar Inzest. Vor nicht allzu langer Zeit gehörten Eugenik20 und rassistische Theorien über das menschliche Verhalten, die die Dominanz einiger Rassen und die Kriminalisierung anderer rechtfertigten, zum wissenschaftlichen Mainstream. Unterscheidet sich das Töten von Tieren (oder sogar Gemüse) zum Verzehr wirklich vom Töten von Menschen zum Verzehr? Ist das Töten ungewollter Babys wirklich moralisch gleichwertig mit Mord? Wie der führende Moralphilosoph unserer Zeit, Alasdair MacIntyre, ein Christ, in seinem bahnbrechenden Werk After Ethics (1984) feststellte:

Es ist ein charakteristisches Merkmal der sozialen und kulturellen Ordnung, in der wir leben, dass Meinungsverschiedenheiten über zentrale moralische Fragen besonders unberechenbar sind.

 Alasdair MacIntyre, “The Claims of After Virtue,” in The MacIntyre Reader, hrsg. Kelvin Knight (Notre Dame, IN: University of Notre Dame Press, 1998), 69.

Grund dafür ist, so argumentiert er, dass die Aufklärer die monotheistische religiöse Grundlage dieser Werte ablehnten und sie durch eine „weltliche Moral“ ersetzten, der jeder vernünftige Mensch zustimmen konnte. Ursprünglich religiöse Konzepte wie die Unantastbarkeit menschlichen Lebens, die grundsätzliche Gleichheit der Menschen vor Gott usw. waren nun verwaist, weil sich die streitenden Philosophien nicht auf eine Grundlage für sie einigen konnten. Alle Werte in einer solchen säkularen Kultur hängen davon ab, was sich gut oder schlecht anfühlt – eine ethische Theorie, die Emotivismus genannt wird.21 In einer emotivistischen Kultur beruhen ethische Überzeugungen lediglich auf der Manipulation der Einzelnen untereinander und der Gesamtheit durch die mächtigeren Kräfte der politischen Eliten und Kapitalisten.

In der edel formulierten Unabhängigkeitserklärung der USA erzählte Thomas Jefferson nur eine Halbwahrheit, als er schrieb: „Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich, dass alle Menschen gleich geschaffen sind, dass sie von ihrem Schöpfer mit bestimmten unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind und dass zu diesen Rechten Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören.“ Diese Wahrheiten waren nie selbstverständlich, denn die Norm in der menschlichen Erfahrung sind in jeder Hinsicht Unterschiede und Ungleichheit; die Idee der Gleichheit konnte nur aus dem Glauben an eine von oben gegebene Seele kommen. Immer dann, wenn der Zugang zur Offenbarung verloren ging, kehrten die Menschen oft in ihr tierisches Dasein zurück.

Wie rechtfertigt die post-aufklärerische westliche Gesellschaft, die von der liberalen Philosophie geprägt ist und MacIntyre als emotivistisch bezeichnet, moralische Grundsätze? Die Antwort eines amerikanischen Verfassungswissenschaftlers ist besonders treffend: eine Art intellektueller Schmuggel. Das hat einige Gelehrte dazu veranlasst, sie zu beschuldigen, ethische Werte aus den großen Religionen zu schmuggeln, weil sie keine gültige Rechtfertigung für ihre eigenen haben.22

Diese Wahrheit wurde vom russischen Romancier Dostojewski viel früher und treffender ausgedrückt, dessen Protagonist in Schuld und Sühne (1866) die Folgen dieses aufkommenden Glaubens des späten 19. Jahrhunderts beobachtet: „Wenn es keinen Gott gibt, dann ist alles erlaubt.“23 Bei dem deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche, der selbst die Folgen des Verlusts seines christlichen Glaubens erlebt hatte, verkündet ein Verrückter, der das neue Europa beobachtet, in weiser Voraussicht, was der Verlust des Gottesglaubens, der Europa überkommen sollte, mit sich bringt:

Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? (…) Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? (…) Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet!

Friedrich Nietzsche, The Gay Science[translation of the German original, Die fröhliche Wissenschaft] (Leipzig: E. W. Fritzsch, 1887), 181.

Mit charakteristischer Schärfe erklärt Nietzsche, dass, wenn der Glaube an Gott erschüttert wird, nichts mehr zu verstehen ist; die moralische Welt wird erschüttert, auch wenn die Menschen weiterhin ihre Augen vor den Folgen verschließen werden. „Denn nicht die Blicke sind blind“, sagt der Allmächtige, „sondern blind sind die Herzen, die in den Brüsten sind.“ (22:46). Gott ist ewig lebendig; was in Wahrheit tot ist, ist die Kultur, die solch Gotteslästerung ausspricht und zelebriert.

Der moderne Säkularismus als ein Polytheismus der Werte

Max Weber, ein weiterer Zeitgenosse Nietzsches und Begründer der modernen Sozialwissenschaft, sah den Charakter des kommenden Zeitalters voraus und konnte selbst als säkularer Mensch nicht umhin, sich über den Polytheismus der Moderne Sorgen zu machen. „Seine Vision der polytheistischen Wiederverzauberung“, schreibt ein Gelehrter über Weber, „ist eher die einer unvergleichbaren Wertefragmentierung in eine Vielzahl alternativer Metanarrative, von denen jedes für sich beansprucht, dieselben metaphysischen Fragen zu beantworten, die Religion und Wissenschaft auf ihre Weise zu bewältigen versuchten.“24 Der so genannte „Tod Gottes“ hat nicht nur zu einem verwunschenen Universum geführt, sondern auch zur Rückkehr von Göttern und Dämonen, die „danach streben, Macht über unser Leben zu erlangen und wieder (…) ihren ewigen Kampf miteinander fortzusetzen.“25 Der moderne Säkularismus, der angeblich atheistisch oder agnostisch ist, ist tatsächlich in vielerlei greifbarer Hinsicht eine Art Polytheismus.26 In dem Maße, wie der Monotheismus in der modernen Gesellschaft abnimmt, neigen die Menschen dazu, in altmodischen abergläubischen Obskurantismus[efn_ note]Anmerkung ITV: In der Philosophie bezeichnet der Begriffe Obskurantismus anti-intellektuelle Praktiken, bei denen Informationen absichtlich auf eine abstruse und ungenaue Art und Weise präsentiert werden, die eine weitere Untersuchung und das Verständnis eines Themas einschränkt.[/efn_note] zurückzufallen, wie es heute immer deutlicher wird. Die Menschen wurden zur Anbetung [zum Gottesdienst] geschaffen, und wenn sie Gott nicht anerkennen und anbeten, verfallen sie unweigerlich in die Anbetung vieler Götter, einschließlich der Götter der Begierde und Macht. Wie der Allmächtige verkündet:

Was meinst du wohl zu jemandem, der sich als seinen Gott seine Neigung genommen hat, den Allah trotz (seines) Wissens hat in die Irre gehen lassen und dem Er das Gehör und das Herz versiegelt und auf dessen Augenlicht eine Hülle gelegt hat? Wer könnte ihn nach Allah rechtleiten? Bedenkt ihr denn nicht?

Quran 45:23.

„Warum muss die Offenbarung unsere Ethik leiten? Hitler hatte auch eine Ethik!“

Muslimischen Kindern wird oft beigebracht, wie schrecklich die vorislamischen Araber waren. Sie hatten keine rettenden Tugenden. Schließlich war es für sie normal, kleine Mädchen lebendig zu begraben! Was könnte schlimmer sein? Aber diese naive Sichtweise macht uns blind für die Tatsache, dass die Ermordung von Kindern in vielen Gesellschaften unter verschiedenen Deckmänteln üblich war; in einigen polytheistischen Gesellschaften wurden Kinder den Göttern rituell geopfert.27 Lassen wir für den Moment die Tatsache beiseite, dass die Ermordung und Ausbeutung nicht-westlicher Völker keineswegs als ethischer Makel angesehen wird, sondern ein Merkmal der aktuellen imperialen Weltordnung ist. In modernen liberalen Gesellschaften, in denen die Menschenrechte verehrt werden, befürworten viele ein ähnliches Recht, ungeborene Babys im Namen der sexuellen Freiheit, der Entscheidungsfreiheit oder aus anderen Gründen zu töten.28 Die vorislamischen Araber waren nur insofern anders, als dass sie technologisch im Rückstand waren und warten mussten, bis die Kinder geboren waren, bevor sie sie töteten. Wie jede Gesellschaft besaßen sie jedoch viele Tugenden: Sie praktizierten und schätzten Großzügigkeit, Ritterlichkeit, Mut und so weiter. Trotzdem begruben die Armen unter ihnen ihre Töchter bei lebendigem Leib, „aus Furcht vor Verarmung“ (17:31). Vielleicht empfanden sie das individuell als falsch, aber es fehlte ihnen der Glaube an die gottgegebene Unantastbarkeit des Lebens. In vielen Stammes- und heidnischen Gesellschaften war das menschliche Leben nicht heilig und Praktiken wie Kinderopfer, die Tötung von Witwen nach dem Tod des Ehemanns und das Morden von Fremden, die das eigene Gebiet betraten, waren weit verbreitet.29

Stellen wir uns ganz allgemein einen Wissenschaftler vor, der von nichts anderem als rationalen Argumenten bewegt wird und die gesamte Erde mit Nuklearsprengkörpern ausstatten will, und du bist der arme Assistent auf seinem Raumschiff, der von dem Plan entsetzt ist und den Drang hat, ihm einen Grund zu liefern, um ihn davon abzubringen. Du sagst ihm, dass es ein schreckliches Gefühl ist, unschuldige Menschen zu töten, und er erinnert dich daran, dass du ein Jahr zuvor kein Problem damit hattest, die gesamte Kakerlakenpopulation in deiner Küche auszurotten. Wie unterscheidet sich das menschliche Leben auf der Erde von der Kakerlakenplage?

Solche Fragen, die den Wert menschlichen Lebens oder andere moralische Werte betreffen, können nicht philosophisch geklärt werden. In Abwesenheit einer transzendenten Autorität bleibt den menschlichen Gesellschaften nur die [persönliche/subjektive] Meinung. Wie bereits erwähnt, beruhen die heutigen modernen westlichen ethischen Theorien auf Überzeugungen und Konzepten, die aus der abrahamitischen Tradition „geschmuggelt“ wurden – Ideen, die kopiert wurden, ohne ihre Grundlagen anzuerkennen. Im Islam, wie auch in den Offenbarungen zuvor, waren die Menschenrechte ḥuqūq al-ʿibād, wörtlich: die Rechte der Diener Gottes. Die Gefahr einer solchen grundlosen Ethik, die in der Luft schwebt wie trockenes Laub an einem windigen Tag, wird deutlich, wenn man sich die Gräueltaten des 20. Jahrhundert ansieht. Es wird geschätzt, dass Millionen von Menschen in den beiden Weltkriegen und danach von modernen Staaten im Namen moderner Ideologien wie Fortschritt, Marxismus und Kolonialismus getötet wurden. Entgegen der landläufigen Meinung geschehen die meisten Gräueltaten nicht aufgrund eines Mangels an Moral, sondern im Namen eines vermeintlich moralischen Ziels.

Hitler zum Beispiel, der zu Recht als Inbegriff des Bösen in der Moderne gilt, wurde aufgrund seines starken Engagements für seine besonderen moralischen Überzeugungen zum Völkermord getrieben. Inspiriert von der Ideologie des Darwinismus, die den Atheismus gefördert hatte, war die Eugenik-Bewegung unter den Intellektuellen und Wissenschaftlern des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts weithin akzeptiert. Dementsprechend versuchte Hitler nur, die moralisch-wissenschaftlichen Überzeugungen zu Ende zu bringen, für die die unsicheren Intellektuellen und Philosophen zu schwach waren.30 Wäre da nicht die Empörung über die Massaker, die von den Nazis als direkte Folge solcher Überzeugungen begangen wurden, und der Aufstieg religiöser Ideen, könnten solche Ideen heute leicht in Mode sein, und es gibt Anzeichen dafür, dass sie nicht nur in Europa und den USA wieder auf dem Vormarsch sind, sondern sich auch in neu „modernisierten“ Staaten wie China und Indien verbreitet haben. Das Streben nach einem höheren ethischen Gut war auch die Rechtfertigung für Maos kommunistische Umgestaltung in China in den 1950er Jahren. Dutzende Millionen Menschen verhungerten in der von Menschen verursachten Hungersnot des Großen Sprungs nach vorn, aber eine solche Tragödie wurde als notwendig erachtet, um eine wirtschaftlich gerechtere Gesellschaft zu schaffen und die Armut in Zukunft zu verringern. Kann man vernünftig argumentieren, dass dieser Massenmord falsch war? Rechtfertigen Chinas globale Dominanz und die derzeitige Bevölkerungszahl von einer Milliarde Menschen dies nicht? Warum heiligt der Zweck nicht die Mittel?31

„Was ist mit ISIS?“, fragst du vielleicht. Diese Terrororganisation, die aus zwei Jahrzehnten Krieg und Sanktionen der USA hervorging, hat im Irak und in Syrien rund 33.000 Menschen ermordet, die meisten davon Muslime, was uns hilft, unseren Standpunkt zu verdeutlichen. Ihre Taten waren so grausam, dass sogar ihre Mutterorganisation, die Al-Qaida, sie verurteilte.32 Fast alle muslimischen Autoritäten waren sich einig, dass die Taten dieser Gruppe gegen die Scharia verstießen.33 Kein ethisches System kann menschliche Handlungen bestimmen. Was zählt, ist, dass unabhängig von den tatsächlichen Gründen, die Terrorgruppen wie ISIS motivieren, zu denen eine Kombination aus tief sitzender Rache und modernen Ideologien und vor allem das Fehlen einer richtig konstituierten islamischen von der Umma entschiedenden Autorität wie eines Kalifen gehören, die überwältigende Mehrheit der Muslime den unislamischen Charakter der Taktiken dieser Gruppe erkannte. Vergleiche dies mit der US-Außenministerin Madeleine Albright, die auf die Frage nach dem Tod von einer halben Million Kindern als direkte Folge des US-Krieges und der Sanktionen gegen den Irak – Bedingungen, die direkt für die Entstehung von ISIS verantwortlich sind – im Fernsehen mit stolzem Gesicht sagte: „Wir denken, der Preis ist es wert!“34 Kurz nach diesem Interview wurde Albright als US-Senatorin gewählt. Die älteste Demokratie der Welt und Verfechterin der Menschenrechte glaubt also, dass es legitim ist, eine halbe Million unschuldiger muslimischer Kinder zu töten, um ihre strategischen Interessen zu schützen. Das ist die Geschichte des säkularen Liberalismus, wie er im Buche steht.

Wenn ich sage, dass es für diejenigen, die Gott oder eine äußerste [höchste] Realität nicht anerkennen, keine solide Grundlage gibt, um ein moralisches Gut zu deklarieren, meine ich und die vielen Philosophen, die diese Ansicht vertreten, nicht, dass solche Menschen kein moralisches Verhalten haben oder eine Philosophie der Moral heraufbeschwören können. Der moralische Sinn, fiṭra, ist gottgegeben. Die Nichtanerkennung Gottes beseitigt ihn nicht; sie verwirrt und führt ihn lediglich auf unzählige Arten in die Irre. Der ethische Impuls, den wir alle haben, treibt uns alle auf ganz unterschiedliche Weise an, aber wenn er sich nicht von der Wahrheit Gottes leiten lässt und durch Gottes Gebote diszipliniert wird, hat er die Menschen oft dazu gebracht, größere Gräueltaten zu begehen, als es Bestien je getan haben.

Wer kann es besser sagen als derjenige, dem die wortgewaltigste Rede gegeben wurde ﷺ: „Ich bin nur gesandt worden, um edle Charaktereigenschaften zu vervollkommnen.“

Der rechten (fiṭrī) Vernunft folgen

Wenden wir uns nun wieder der Vernunft zu, aber dieses Mal der richtigen Vernunft, die auf Gott und die Wahrheit eingeht, anstatt sich gegen sie aufzulehnen.

Das erste, was wir beim Nachdenken entdecken und entdecken müssen, ist, dass nur derjenige, der uns das Leben gegeben hat, ihm einen Wert geben kann. Wenn wir uns auf die absurde Annahme einlassen, dass es keine solche Quelle gibt und das Leben nur ein blinder Zufall ist, dann kann es auch keinen Wert geben: keine Gründe für Gut und Böse, kein Richtig und Falsch. Anders ausgedrückt: Wenn es keinen Gott gibt, kann es auch keine Ethik geben, denn Ethik ist im Grunde genommen eine Aufgabe [Übung] der Gottsuche.

Das höchste Gut ist also Gott. Die göttliche Offenbarung füllt die Details dieser natürlichen Argumentation aus. Da Gott der Schöpfer und Erhalter allen Lebens ist, ist das einzige lebenswerte Leben dasjenige, das nach dem Schöpfer strebt. Der Schöpfer – und das ist die zentrale Botschaft aller Offenbarungsreligionen – ist keine blinde Kraft. Er ist keine namenlose Energie oder untätige Realität, sondern ein Wesen mit einem Willen, das Seine Schöpfung kennt und liebt, und das das Gute liebt. Alle guten Handlungen müssen nach Gott streben, sonst können sie nicht gut sein.

Das Leben hat einen Wert und die Moral existiert, weil Allah, der Allmächtige, den Menschen geehrt und ihm Seinen Atem eingehaucht hat, um Leben zu schaffen (Qur’an, 15:29; 38:72; 32:9). Wenn die Seele nichts anderes als Gottes Atem, Aussendung [Ausstrahlung/Ausströmung] und Geschenk ist, wer außer Ihm könnte sie dann glücklich machen?

Ist das Gebot Gottes willkürlich oder rational und ethisch? Die Scharia gebietet Güte und Gerechtigkeit

Die qur’anische Darstellung der Botschaft des Propheten betont ihren rationalen Charakter insofern, dass Gott uns befohlen hat, das zu tun, was der menschlichen Natur als richtig und nützlich bekannt ist. Gott hat das absolute Recht, zu befehlen, was Er will, und Er hat tatsächlich einige frühere Gemeinschaften mit Geboten geprüft, die lediglich eine Prüfung darstellten und nicht an sich gut oder wünschenswert waren. Solche Gebote wurden aus dem vollkommenen Gesetz, das dem Propheten ﷺ gegeben wurde, entfernt und damit vervollkommnet:

Er gebietet ihnen das Rechte und verbietet ihnen das Verwerfliche, er erlaubt ihnen die guten Dinge und verbietet ihnen die schlechten, und er nimmt ihnen ihre Bürde und die Fesseln ab, die auf ihnen lagen. Diejenigen nun, die an ihn glauben, ihm beistehen, ihm helfen und dem Licht, das mit ihm herabgesandt worden ist, folgen, das sind diejenigen, denen es wohl ergeht.

Qur’an 7:157.

Dieser Vers trifft die monumentale Aussage, dass die Scharia, die dem Propheten ﷺ gegeben wurde, der Maßstab dafür, was vor Gott richtig und was falsch ist, der menschlichen Natur zugänglich ist und dass ihre Norm darin besteht, willkürliche Bürden zu beseitigen und ein gutes Leben zu ermöglichen.

Wir haben bereits erwähnt, dass sich die klassischen muslimischen Gelehrten uneinig darüber waren, ob ethische Wahrheiten der menschlichen Vernunft ohne Hilfe der Offenbarung zugänglich sind. Alle Gelehrten sind sich darüber einig, dass das göttliche Gebot vernünftig und nützlich ist, aber diese theoretische Meinungsverschiedenheit soll hier nur wiedergegeben werden, um uns daran zu erinnern, wie tiefgreifend und tiefgründig unsere Gelehrten die ethische Philosophie im Dienste der göttlichen Offenbarung diskutierten. Von den vier theologischen Schulen vertraten drei – die Traditionalisten, die Māturīdiyya und die Muʿtazila – die Ansicht, dass ethische Wahrheiten der menschlichen Vernunft tatsächlich bekannt sind, während eine, die Ashāʿira, anderer Meinung war.35 Die Ashāʿira leugneten nicht, dass die menschliche Vernunft wissen kann, was nützlich oder schädlich ist, aber sie unterscheiden dies von der Erkenntnis, was gut oder böse im Sinne einer Belohnung oder Bestrafung durch Allah im Jenseits ist. Um die göttliche Allmacht zu gewährleisten, vertreten sie die Ansicht, dass es keine Anordnung des Guten oder Bösen vor und abgesehen von Gottes Offenbarung gibt, in der Allah der Erhabene nach Belieben gebietet und verbietet. Andere sind der Meinung, dass das Wissen, das Allah in die menschliche Natur gelegt hat und das der menschlichen Vernunft zugänglich ist, mit den offenbarten Normen übereinstimmt, auch wenn sich alle darin einig sind, dass im Falle einer vermeintlichen Unstimmigkeit die explizit erklärten offenbarten Normen unbestreitbar Vorrang haben. Der Unterschied ist also nur in den Fällen von Bedeutung, in denen die Offenbarung schweigt, und das würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen. Es genügt hier festzustellen, dass die Ashāʿira wie Imām al-Ghazālī nicht in Frage stellen, dass die islamischen Rechtsnormen in Form der Scharia tatsächlich nützlich und daher vernünftig sind. Alle Schulen sind sich also im Grunde einig, dass das Gesetz Allahs in diesem Leben nützlich und rational ist und im Jenseits über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Die traditionalistische Schule wird von Imām Ibn al-Qayyim eindrucksvoll zusammengefasst:

Wahrlich, die Scharia gründet sich auf Weisheit und Wohlergehen für die Diener in diesem Leben und im Jenseits. In ihrer Gesamtheit ist sie Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Nutzen und Weisheit. Alles, was die Gerechtigkeit durch Tyrannei, die Barmherzigkeit durch Grausamkeit, den Nutzen durch Korruption und die Weisheit durch Torheit ersetzt, ist kein Teil der Scharia, auch wenn es durch eine Auslegung in sie eingeführt wurde.

Ibn al-Qayyim, I’lām al-muwaqqi’īn (Beirut: Dar al-Kutub al-`Ilmiyya, 1991), 3:11.

Das bedeutet, dass die ʿulamāʾ – über die expliziten Gebote und Verbote Allahs hinaus, die das Wesentliche des Guten erfassen und das Wesentliche des Bösen verbieten – die rationale Bedeutung durch Analogie und durch die Berücksichtigung der Zwecke und Ziele des Gesetzes ausweiten. Dies ist der Bereich der Rechtswissenschaft, fiqh.

Aber auch jenseits des fiqh ist es notwendig, die Absichten und Gewohnheiten durch inneres Nachdenken, Dressur (tarbiyya) und innere Reinigung (tazkiyya) zu schulen, Gewohnheiten zu reformieren und unsere Handlungen rational zu bewerten, um die wohltätigen [gemeinnützigen] Handlungen, die im fiqh lediglich als empfohlen oder neutral belassen werden, auszubauen.

Etwa 200 Mal befiehlt uns Allah im Qur’an , „gute Taten zu verrichten“, ohne eine bestimmte Form oder eine bestimmte Gruppe von „Empfängern“ zu nennen. Allah beschränkt die „guten Taten“ nicht auf die Ausführung einer Reihe bestimmter Gebote oder Rituale der Anbetung.

Der Qur’an und das prophetische Vorbild lassen keinen Zweifel daran, dass wir ermutigt werden, in jeder Hinsicht gut zu allen zu sein und um Gottes willen gute Werke zu verrichten, ohne Dankbarkeit oder weltlichen Lohn zu erwarten, wie Gott es von den Rechtschaffenen sagt:

„Wir speisen euch nur um Allahs Angesicht willen. Wir wollen von euch weder Belohnung noch Dank.

Qur’an, 76:9.

Zahlreiche Verse machen deutlich, dass gute Werke nicht auf Muslime beschränkt sind und auch nicht davon abhängen, ob jemand den Islam annimmt; der Qur’an spricht ausdrücklich von der Nächstenliebe und Freundlichkeit, die ungläubigen Eltern, Verwandten und Bedürftigen zusteht. Auch sind gute Taten im Islam nicht darauf beschränkt, anderen im Jenseits zu nützen; wir werden aufgefordert, Menschen und sogar Tieren in ihrer einfachen irdischen Existenz Trost und Mitgefühl zu spenden. Gott ist gut und barmherzig und liebt Wohlwollen und Mitgefühl und belohnt uns für jede aufrichtige Tat, die wir tun, solange sie mit der prophetischen Rechtleitung übereinstimmt.

Mit anderen Worten: Wir müssen als Gläubige danach streben, alles Gute zu tun, zu lieben und zur Gewohnheit zu machen, angefangen bei den Pflichten, aber auch über das hinaus, was ausdrücklich in der göttlichen Offenbarung steht und was in den fiqh-Normen zu finden ist. Genau das ist der Bereich der akhlāq-Wissenschaft und der damit verbundenen Disziplinen der spirituellen und ethischen Läuterung, mit denen wir uns in den verbleibenden Beiträgen dieser Reihe befassen.36

Anbetung des einen Gottes als erstes ethisches Gebot

Wir kehren zu dem Konzept zurück, mit dem wir begonnen haben, und wiederholen, dass die Fülle an guten Taten, zu denen der Islam aufruft, auf einem unverzichtbaren Fundament aufbaut, ohne das das Konzept des Guten inkohärent wird und die natürliche menschliche Liebe zur Rechtschaffenheit sowie die Güte, die Gott in unterschiedlicher Form in den Charakter aller Seiner Diener legt, korrumpiert werden. Diese Grundlage ist die Anerkennung und Unterwerfung unter die letzte [äußerste/höchste] Wahrheit, al-Ḥaqq, Allah. Wenn sie nicht auf der letzten Wahrheit beruhen, werden gute Taten zu Staub und Asche (14:18).

Um dies zu verstehen, müssen wir erkennen, dass der Islam nichts anderes ist als das Richtige gegenüber dem Schöpfer zu tun. Als solcher ist der Islam eine durch und durch moralische Lebensweise – eine, die nicht nur die Besänftigung einer Gottheit zur Erfüllung unserer weltlichen Bedürfnisse verlangt, sondern eine vollständige Antwort auf den einen wahren Gott, der im bevorstehenden, ewigen Leben nach dem Tod die Guten belohnt und die Bösen bestraft. Die Verbindung von Religion und Anbetung mit Moral ist jedoch vielen Völkern in Vergangenheit und Gegenwart entgangen, die ihre Gottheiten verehren und spirituelle Übungen oder Rituale nicht aus moralischen Gründen wie der Teilhabe an der Wahrheit und dem Ausdruck von Dankbarkeit durchführen, sondern um ihre weltlichen Bedürfnisse zu befriedigen, die vom antiken Wunsch nach Kindern und guter Ernte bis hin zu modernen Anliegen wie Stressabbau, Ruhe und Ausgeglichenheit reichen. Säkulare Gelehrte spekulieren, dass der Schrecken des Todes – das große Unbekannte – sowie der Wunsch des Menschen, die stürmischen Kräfte der Natur zu besänftigen, im Laufe der Geschichte die Hauptantriebe für Religiosität waren. In Wirklichkeit sind diese Gefühle lediglich die Zeichen und Mahnungen, die Allah in diese Welt und in unsere Herzen in Form eines ursprünglichen Drangs nach Vollkommenheit und Ewigkeit gelegt hat, der mit anderen Worten der Drang nach Gott ist. Die Perversion dieses Drangs ist die Art und Weise, wie Satan die Menschen in die Irre führt, wie er es bei unserem Vater Adam getan hat: ein Versprechen auf Ewigkeit und engelsgleiche Vollkommenheit (z. B. 20:120; 7:20).

Das allererste Kapitel des Qur’ans, al-Fātiḥa, berichtet uns drei grundlegende Tatsachen, bevor es unseren Instinkt anspricht, Ihn anzubeten und um Hilfe zu bitten: dass Allah den Lobpreis verdient, weil Er der Barmherzigste (Raḥmān, Raḥīm), der Erhalter aller Dinge (Rabb) und der Herr des letzten moralischen Urteils ist. Erst dann wird uns beigebracht, unsere Anbetung ausschließlich Ihm zu widmen und uns an niemanden außer Ihn um Hilfe zu wenden, denn Er allein verdient es, angebetet und angefleht zu werden. Die Idee des Rechts oder des Würdigseins (ḥaqq) ist eine grundlegend moralische Idee. Die Sure endet dann mit einer eindringlichen Bitte um Rechtleitung auf dem rechten Weg – auch das ist ein moralisches Konzept. Als Menschen brauchen wir Schutz und Trost, aber der Instinkt, sich sicher zu fühlen, indem wir uns das Wohlgefallen der höchsten Macht sichern, ist in dieser Sure zwischen zwei ebenso grundlegenden moralischen Imperativen eingebettet. Die erste besteht darin, die Großartigkeit und Güte des Schöpfers und Meisters anzuerkennen (basierend auf den Tugenden der aufgeschlossenen Beobachtung, der Wahrhaftigkeit und der Dankbarkeit), und die andere darin, den ehrfürchtigen Meister um moralische Rechtschaffenheit und Rechtleitung zu bitten.

Im Islam geht es also in erster Linie um die moralische Wahrheit, um Recht und Unrecht: Man sollte sich nur dem einen wahren Gott unterwerfen und Ihn anbeten und dem von Gott auserwählten Gesandten folgen. Anders als die säkulare Weltanschauung, die der Welt heute Sinn und Schönheit beraubt hat, trennt der Islam nicht zwischen der Tatsache der Existenz und dem Sinn der Existenz – diese beiden Fragen müssen gemeinsam gestellt und beantwortet werden. Die Trennung von Sinn und Tatsache des Lebens ist das Wesen des Säkularismus und sobald die beiden getrennt voneinander sind, übernehmen die säkularen Interessen unweigerlich die Oberhand und manipulieren den moralischen Sinn der Existenz. Mit anderen Worten: Wir können das Leben nicht als gegeben hinnehmen, indem wir nach unseren Wünschen und Meinungen entscheiden, wie wir am besten leben, und die Frage nach dem Sinn und Zweck des Lebens in die Privatsphäre unserer Häuser und Tempel verbannen. Vielmehr erklären wir von Anfang an, dass der Schöpfer das Leben mit einem Sinn geschaffen hat und dass die Erfüllung dieses Sinns die Grundlage aller Ethik und Wahrheiten ist, ob öffentlich oder privat.

Warum lässt Gott dann zu, dass diejenigen, die Ihn verleugnen – von den Pharaonen des alten Ägyptens über den kolonialistischen Westen bis hin zu den heutigen unendlich ausbeuterischen Weltmächten – gedeihen und die Erde beherrschen, während die Gläubigen, die an Gottes Wahrheit festhalten, leiden? Bevor der wahrhaft unmoralische Charakter der Moderne offensichtlich wurde, insbesondere vor dem Ersten Weltkrieg, führten einige naive und frustrierte muslimische Autoren die militärische Überlegenheit Europas auf ihre moralische Überlegenheit zurück. Diese pessimistische Argumentation ist offenkundig falsch. Der Qur’an spricht von vielen solcher Kämpfe. Die Israeliten waren das Volk Gottes, das immer wieder von den ungläubigen Mächten zur Rechenschaft gezogen wurde, als sie Gottes Botschaft nicht befolgten und Teile der göttlichen Lehren, die ihnen ungelegen waren, ablehnten (z. B. 2:85). Gottes Geduld ist unvergleichlich größer als die unsere, und deshalb ist Gott mit denen, die Ihm gegenüber ungerecht sind, viel geduldiger als mit denen, die sich gegenseitig ungerecht behandeln, auch wenn die erste Sünde eine größere ist als die zweite. Das ist die Bedeutung des berühmten Spruchs der Gelehrten, dass „Gott den Ungläubigen, die die Tugend der Gerechtigkeit besitzen, Aufschub gewährt, aber nicht denen, die gläubig sind, aber untereinander ungerecht sind.“ Denn es ist angemessen, dass diejenigen, die Gottes Rechtleitung besitzen, im Diesseits zur Rechenschaft gezogen werden, um sie daran zu erinnern, dass sie ihre Pflicht gegenüber Gott und den Menschen wahrnehmen müssen, und dass denjenigen, die keinen Zugang zu Gottes Botschaft haben, Zeit gegeben wird, bis die Botschaft zu ihnen gebracht wird. Und Allah weiß es am besten.

Vorausblick: Die Yaqeen-Ethik-Serie

In einer Welt, die von säkularem Konsum und sofortiger Befriedigung beherrscht wird, ist der Kampf darum, unsere Lebensentscheidungen auf ein tiefes Gefühl für Recht und Unrecht, Ethik bzw. akhlāq, zu gründen und diese ethischen Standards in der Offenbarung zu verankern, dringender denn je. Unsere dringenden Fragen, ob wir die Offenbarung brauchen, um gut zu sein, ob die alten fiqh-Regeln nur veraltete Normen sind und warum wir nicht einfach dem folgen sollten, was sich nach den heutigen Maßstäben richtig anfühlt, ergeben sich aus den allgemeineren Fragen nach dem Wesen und dem Sinn des Lebens und wie wir überhaupt richtig und falsch definieren. Als Gläubige, die an Gottes Versprechen eines unvergleichlich folgenreicheren Lebens nach dem Tod glauben, wissen wir, dass der moralische Rhythmus unseres Handelns hier in der Ewigkeit widerhallt. Das richtige Verständnis der Grundlagen und der Richtung unserer Ethik ist daher nicht nur für unser Verhalten in dieser Welt, sondern auch für unser Ziel im Jenseits von grundlegender Bedeutung. Genauso wichtig ist es, nicht nur zu verstehen, was gut ist, sondern es auch zu lieben und es zu einem Teil unseres Charakters zu machen.

Die kommenden Aufsätze in dieser Reihe37 bieten eine umfassende Erklärung der prophetischen Ethik bzw. akhlāq als angemessenen Rahmen für unser Leben als Muslime heute. Sie befassen sich sowohl mit praktischen Fragen, wie z. B. der Entwicklung eines prophetischen Charakters, als auch mit theoretischen Fragen, wie z. B. der Beziehung zwischen Gesetz und Ethik, der anhaltenden Relevanz des göttlichen Gesetzes (Scharia und fiqh) für das moderne Leben und der Frage, wie wir auf Situationen reagieren sollen, in denen das religiöse Gesetz unethisch erscheint, und wie eine akhlāq-zentrierte Perspektive uns dabei hilft, das göttliche Gebot am besten zu erfüllen, indem wir unser Gefühl für Recht und Unrecht sowohl mit der Offenbarung als auch mit der Vernunft in Einklang bringen. Geht es im Islam nur um das Gesetz und Liebe ist bloß ein Nebengedanke, oder geht es nur um Liebe und das Gesetz ist ein Hindernis? Schließlich wird in diesen Aufsätzen auch die Herausforderung der Vielfalt menschlicher Kulturen über Zeit und Raum hinweg untersucht und gezeigt, wie sich islamische Normen durch Flexibilität auszeichnen, die die große menschliche Vielfalt zulässt, toleriert und sogar zelebriert.

  1. Christine Tamir, Aidan Connaughton und Ariana Monique Salazar, „The Global God Divide: People’s Thoughts on whether Belief in God Is Necessary to Be Moral Vary by Economic Development, Education and Age,“ Pew Research Center, 20. Juli 2020, https://www.pewresearch.org/global/2020/07/20/the-global-god-divide/. Man beachte, dass die Daten nicht die Behauptung der Autoren stützen, dass die Wirtschaft die Erklärung für diese Kluft ist: Die Türkei (75%), die USA (44%), Kanada (26%) und die osteuropäischen Länder (zwischen 14-50%) deuten darauf hin, dass die Geschichte komplexer ist.
  2. David Graeber, Debt: The First 5,000 Years (New York: Melville House Publishing, 2011), 315, 344.
  3. Anmerkung ITV: Von Epistemologie = Erkenntnistheorie = Woher wissen wir etwas/was sind gültige Wissensquellen?
  4. Anmerkung ITV: Die autoritäre Erziehung konzentriert sich auf Disziplin und Kontrolle, während die autoritative Erziehung sich auf das Setzen von Grenzen in Verbindung mit Bindung konzentriert.
  5. Anmerkung ITV: bezieht sich auf die Form in einem Graphen, siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/Hockey_stick_graph
  6. James G. Speth, The Bridge at the Edge of the World (Yale University Press, 2008), xx-xxi, 50. Der Autor, ehemaliger Dekan der Yale-Forstwirtschaft und führender Umweltschützer, fasst führende Autoritäten zu diesem Thema zusammen und kommt zu dem Schluss, dass nichts Geringeres als eine komplette Überarbeitung des derzeitigen westlichen Lebensstils, des Kapitalismus und sogar des Bewusstseins nötig ist. Er empfiehlt, sich einem zutiefst gemeinschaftsorientierten und spirituellen Lebensstil zuzuwenden (199).
  7. Es gibt viele Möglichkeiten, diese Fakten zu verdeutlichen. Diese Zahl ist zitiert in John L. Seitz, Global Issues: An Introduction (Hoboken, NJ: Wiley Blackwell, 2001). Eine andere Einordnung findest du hier: „Use It and Lose It: The Outsize Effect of U.S. Consumption on the Environment“, Scientific American, 14. September 2021, https://www.scientificamerican.com/article/american-consumption-habits/. Darin heißt es: „Ein Kind, das in den Vereinigten Staaten geboren wird, verursacht im Laufe seines Lebens dreizehnmal so viele Umweltschäden wie ein Kind, das in Brasilien geboren wird.“
  8. Speth, Bridge at the Edge, 50.
  9. Sunan Abu Dawud, Nr. 5225, als ṣaḥīḥ eingestuft. Der erste Teil des Hadith wird auch in Sahih Muslim, Nr. 17 berichtet.
  10. Sahih al-Bukhari, Nr. 3493.
  11. Ibn Ḥajar, Fatḥ al-Bārī (Beirut: Dār al-Maʿrifa, 1379), 6:529, in Erklärung zu Sahih al-Bukhari, Nr. 3493.
  12. Stephen Halliwell, Plato: Republic Book V (Oxford: Oxford University Press, 1993), 3–4, 16.
  13. Siehe zum Beispiel Stephen Mitchell und Peter Van Nuffelen, Hrsg., One God: Pagan Monotheism in the Roman Empire (Cambridge: Cambridge University Press, 2010), insbesondere die Beiträge von Michael Frede und Alfons Fürst über den heidnischen griechischen und römischen Monotheismus ohne Monolatrie, d. h. den Glauben an eine höchste Gottheit und die Verehrung vieler kleinerer Gottheiten, eine Situation, die der vorislamischen Dschāhilīya sehr ähnlich ist. Die meisten dieser philosophischen Monotheismen vertraten jedoch eine deistische Vorstellung von einem Gott, der keine Macht hat, in die Welt einzugreifen, und der mit Götzendienst vereinbar ist – beides Vorstellungen, die der Islam korrigieren sollte.
  14. Es geht mir nicht darum, zu beweisen, dass diese Philosophen tatsächlich Monotheisten waren, denn das bleibt eine umstrittene Behauptung. Diejenigen, die wie Frede in der letzten Fußnote diese (für diesen Autor überzeugende) Behauptung aufstellen, stellen lediglich fest, dass Platon und Aristoteles über die ultimative Vorherrschaft eines einzigen Gottes philosophierten, sich aber nicht gegen die Götzenanbetung wandten.
  15. Für eine westliche Perspektive auf den hinduistischen Monotheismus siehe Gavin Flood, Hindu Monotheism (Cambridge: Cambridge University Press, 2020).
  16. Ibn Taymiyya, Majmūʿ Fatāwa (Medina: Majmaʿ al-Malik Fahd, 1995), 3:295.
  17. Robert Coles, The Spiritual Life of Children(Boston: Houghton Mifflin, 1990).
  18. Anmerkung ITV: Gemeint ist hier das Zitat aus „Alive im Wunderland“: „Manchmal denke ich bereits vor dem Frühstück an sechs unmögliche Dinge.”
  19. Darel E. Paul, From Tolerance to Equality: How Elites Brought America to Same-Sex Marriage(Waco, TX: Baylor University Press, 2019), in dem ein führender Historiker darlegt, wie eine kleine wohlhabende Führungsschicht in den USA die Veränderung der amerikanischen Sexualmoral vorangetrieben hat.
  20. Anmerkung ITV: „Die Eugenik ist die Lehre der vermeintlich guten Erbanlagen. Bis in die 2000er-Jahre wurden auf Grundlage dieser Ideologie Menschen zwangssterilisiert. Ihre Wurzeln reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.“
  21. MacIntyre, “Claims of After Virtue,” 69–71.
  22. Steven D. Smith, The Disenchantment of Secular Discourse (Cambridge, MA: Harvard University Press: 2010), 38. Ich führe die Begriffe liberal und säkular mit Bedacht ein. Die vorherrschende ethische und politische Philosophie unserer Zeit ist der Liberalismus, der die Idee vertritt, dass die individuellen Freiheiten und Rechte Vorrang vor jeglichen Wahrheitsansprüchen haben. Säkularismus ist die Idee, dass die Religion aus dem öffentlichen Leben entfernt werden sollte. Der Liberalismus setzt den Säkularismus voraus, aber nicht umgekehrt, und es gibt eine Reihe von nicht-liberalen säkularistischen Gesellschaften wie Russland, China und einige Diktaturen im Nahen Osten. Aufgrund der Vorherrschaft des Liberalismus und des Säkularismus werden diese atheistischen Haltungen gegenüber ethischen Normen oft von sonst religiösen Menschen geteilt und vertreten.
  23. Das Phänomen wird in „The Deaths of God in Hegel and Nietzsche and the Crisis of Values in Secular Modernity and Post-Secular Postmodernity“ von William Franke, Professor an der Vanderbilt University, untersucht (Religion and the Arts 11 (2007), 215).
  24. Sung Ho Ku, “Max Weber,” in Stanford Encyclopedia of Philosophy, 24. August 2007, aktualisiert am 27. November 2017, https://plato.stanford.edu/entries/weber/.
  25. Max Weber, “Science as a Vocation” in From Max Weber (Oxford University Press, 1946 [1919]), 149.
  26. Mirza Safwat, “Why Modern Atheists Are Mushriks,” Islam 21C, 25. Oktober 2021, https://www.islam21c.com/islamic-thought/why-modern-atheists-are-mushriks/.
  27. “Peru: Ancient Mass Grave of 140 Sacrificed Children Found,” Aljazeera, 4. April 2018, https://www.aljazeera.com/news/2018/4/28/peru-ancient-mass-grave-of-140-sacrificed-children-found.
  28. Ein außergewöhnlicher Fall ist hier dokumentiert: Nat Hentoff, „A Professor Who Argues for Infanticide“, Washington Post, 11. September 1999, https://www.washingtonpost.com/archive/opinions/1999/09/11/a-professor-who-argues-for-infanticide/cce7dc81-3775-4ef6-bfea-74cd795fc43f/. Eine typischere Rechtfertigung wird hier angeboten: „Abtreibung ist der Eckpfeiler der existenziellen Gleichberechtigung der Frauen, zu der auch die sexuelle Freiheit gehört.“ Judith Levine, „Hillary Clinton and the Unqualified Right to Abortion“, 31. Oktober 2016, https://bostonreview.net/articles/judith-levine-hillary-clinton-abortion/.
  29. Siehe Jared Diamond, The World Until Yesterday: What Can We Learn from Traditional Societies? (New York: Penguin Books, 2013).
  30. Richard Weikart, Hitler’s Ethic: The Nazi Pursuit of Evolutionary Progress (New York: Palgrave, 2009). Siehe auch: Michael Rosenwald, “Hitler Hated Judaism. But He Loathed Christianity, Too,” Washington Post, 20. April 2019, www.washingtonpost.com/history/2019/04/20/hitler-hated-judaism-he-loathed-christianity-too/.
  31. Jonathan Glover, Humanity: A Moral History of the Twentieth Century (New Haven, CT: Yale University Press, 2012). Es wird geschätzt, dass die Sowjets zweiundsechzig Millionen Menschen getötet haben (237). In China forderten neben den Säuberungen des Regimes auch die Hungersnöte, die durch die „edle“ Idee des Großen Sprungs nach vorn verursacht wurden, zwischen zwanzig und dreißig Millionen Menschenleben (284), und für die Kulturrevolution schwanken die Schätzungen zwischen einigen hunderttausend und zwanzig Millionen.
  32. “Al-Qaeda Disavows ISIS Militants in Syria,” BBC, 3. Februar 2014, https://www.bbc.com/news/world-middle-east-26016318.
  33. Siehe zum Beispiel die verschiedenen Briefe, die an den IS-Anführer al-Baghdadi geschickt wurden: “Scholars’ Open Letter Adds to Chorus of Muslim Leaders Condemning ISIS,” Slate, 25. September 2014, https://slate.com/news-and-politics/2014/09/muslims-scholars-open-letter-to-isis-baghdadi-caliphate-s-actions-against-qur-an-islam.html.
  34. Rahul Mahajan, “We Think the Price Is Worth It,” FAIR, 1. November 2001, https://fair.org/extra/we-think-the-price-is-worth-it/.
  35. Die vier theologischen Schulen im Islam werden brillant und ausgewogen erklärt in Sherman A. Jackson, Islam and the Problem of Black Suffering (Oxford: Oxford University Press, 2009).
  36. Anmerkung ITV: Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht geplant, die Reihe weiter zu übersetzen.
  37. Anmerkung ITV: Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht geplant, die Reihe weiter zu übersetzen.

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